Projektentwicklung Indien 2014

von Caroline Seidel

Diese Indienreise war in jeder Hinsicht etwas ganz besonderes für mich. Zum einen reiste ich zum ersten Mal in Begleitung – Laura, eine Freundin wollte sich die Arbeit unseres Vereins einmal vor Ort anschauen und zum ersten Mal war ein Pate aus Deutschland mit dabei – Tom, der seine beiden Mädels besuchen wollte um sie persönlich und über den Briefkontakt hinaus kennenzulernen.

Zunächst ging es für mich nach Sullia um dort die Schule zu besuchen, die wir dato seit genau einem Jahr durch finanzielle Hilfe in Form von Patenschaften unterstützen. Dort arbeitet auch seit zwei Monaten unser erstes „Hand des Menschen“ Volunteer Charlotte. Sie unterrichtet dort zusammen mit zwei fest angestellten Lehrerinnen die körperlich und geistig beeinträchtigten Mädchen und Jungen. Wie immer war die Freude über die Briefe, Postkarten, Bilder und kleinen Geschenke aus Deutschland riesig. Aber dies war nicht der einzige Grund meines Besuches.

„Hand des Menschen“ sammelt seit über einem Jahr Spenden um in der kleinen Stadt Sullia, nähe der Großstadt Mangalore, eine Schule für beeinträchtigte Kinder zu errichten. Zwar existiert bereits eine, diese ist jedoch inzwischen zu klein um der großen Nachfrage gerecht zu werden und besteht nur aus einem einzigen Raum, was gezielte, altersgerechte oder gar eine spezielle Förderung erschwert und in manchen Fällen sogar unmöglich macht. Nach Stunden- und Tage lagen Verhandlungen mit unserem Partner vor Ort und dem Architekten der Schule haben wir uns schließlich einigen können. Neben der Schule – welche hoffentlich nächstes Jahr gebaut werden kann, wenn es finanziell möglich ist, möchten wir auch noch eine Art Internat errichten. Behinderte Menschen sind leider vor allem in ländlichen Regionen (wie immer ist das in Städten anders) gesellschaftlich nicht anerkannt. Zur Zeit werden die Schulkinder jeden Tag aus den umliegenden Dörfern abgeholt, damit sie die Schule besuchen können. Dieses Schulprojekt ist in seiner Philosophie und Arbeitsweise einzigartig im Umfeld Mangalores. Dank der Patenschaften können die Kinder die Schule kostenlos besuchen, bekommen Bildung und ein warmes Mittagessen. Um auch Kinder von weiter weg erreichen zu können, ist es aber nötig auch Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen.

Danach ging es zu unseren Patenkindern nach Swadhar in Tenali. Mit diesem Waisenhaus bestehen unsere Kooperation nun schon seit fast drei Jahren. Dieser Aufenthalt war mein fünfter Besuch. Die Fortschritte dort sind enorm. Für Tom und seine beiden Patenkinder Nandini und ihre Schwester Josthna ging ein lang gehegter Traum endlich in Erfüllung, aber auch die restlichen Mädchen freuten sich über Toms Besuch. Auch in Swadhar haben wir jede Menge neuer Patenkinder. Wie immer war die Zeit viel zu kurz. Inzwischen wurde um das Gelände des Waisenhauses eine große Mauer gebaut, die Unbefugte davon abhält das Grundstück zu betreten zum Schutz der Mädchen. Ganz in der Nähe von Swadhar starten wir ein neues Patenprojekt mit Waisenkindern die bei Familienangehörigen wohnen. Die Jungen und Mädchen wohnen in verschiedenen Dörfern. Das größte Problem ist auch hier die Bildung. Zwar haben die Kinder einen Schlafplatz und erhalten eine Grundversorgung, jedoch reicht das Geld nicht um den Kindern eine angemessene Bildung zukommen zulassen.

Unsere letzte Station war schließlich Trichy. In dem kleinen Dorf in der Nähe von Chennai unterstützen wir ein Waisenhaus für Mädchen und haben vor etwas über einem Jahr ein Schulprojekt für Slumkinder etabliert. Den Mädels geht es großartig und auch hier sieht man deutliche Fortschritte im Vergleich zum letzten Jahr. Die Physiotherapie zeigt die gewünschten Erfolge und die Körperlich/Geistig beeinträchtigten Mädchen können dank der Patenschaften Spezial Schulen besuchen. Unser Slumschulprojekt wird inzwischen von fast 100 Kindern besucht. Sechs mal die Woche erhalten sie an zwei Standpunkten für jeweils 3h Unterricht und einen kleinen Snack. Dank einer großzügigen Spende ist sichergestellt, dass dieses Projekt bis im nächsten Jahr laufen kann. Als kleine Überraschung bekam jedes Kind einen neuen Stift.