Kenia 2012

von Caroline Seidel

Schon Ende des Jahres 2011 erhielt ich eine Einladung eines Priesters aus Kenia. Ich hatte seinen Bruder (der auch Priester war) bei meiner ersten Indienreise kennengelernt und er lud mich nun ein mir den afrikanischen Kontinent ein bisschen genauer anzuschauen.

Ich verbrachte insgesamt sechs Wochen in einem kleinen Dorf, namens Iruma in der Nähe der Hauptstadt Nairobi. Dort unterrichtete ich die Kinder in Mathematik, Englisch, Sozialkunde, Sport und Kunst an einer Grundschule und einer High-School.

Bei meiner Tätigkeit in der öffentlichen High-School lernte ich Benedikt kennen, einen jungen Lehrer. Vor etwa zwei Jahren hat er begonnen Jungen bei sich aufzunehmen, die keine Familienangehörigen mehr haben, die sich um sie kümmern können. Die 15 Jungen leben in einem einzigen Raum mit einem winzigen Zimmer. Als Mobilar beinhaltet das Zimmer nur zwei Stockbetten, die meisten schliefen also auf dem Fußboden. Benedikt verdient als Lehrer einer öffentlichen Schule nur sehr wenig Geld. Meist reicht es nicht aus, um am Ende des Monats noch eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Von den Zuständen war ich entsetzt. Die Jungen haben Glück, jemanden zu haben, der sich um sie kümmert, doch die Versorgungslage war sehr schwierig – es fehlte schlicht an der Grundversorgung.

Viele der Jungen haben eine traurige Vergangenheit und Dinge sehen müssen, die kein Kind sehen sollte. Wir verbrachten ein paar schöne Tage zusammen und kurz vor meiner Abreise feierten wir alle zusammen Geburtstag mit Kuchen am Fluss – für die meisten das erste Mal überhaupt.

Neben der Arbeit in den beiden Schulen half ich in einem Landkrankenhaus auf der Entbindungsstation und auf der Kinderstation aus. Die Zustände dort waren fern von jeden europäischen Verständnis von Hygiene und zumutbarer medizinischen Versorgung. Ich hatte die Ehre den Säuglingen ihre Polio-Schluckimpfung zu verabreichen. Dazu bekommen die Eltern noch ein Moskitonetz geschenkt. Eine tolle Sache, wenn man die Zahlen der Malariaerkrankungen betrachtet.

Später verbrachte ich noch ein paar Tage in einer Slumschule in Afrikas drittgrößtem Slum – Kibera, direkt in Nairobi. Dort unterrichtete ich in einer von Mönchen geführten Schule. Die Kinder dort haben viele Träume und Wünsche. Dank der Schule bekommen sie zumindest eine Grundbildung, was sie ein großes Stück näher an ihre Träume bringt. Das Einzigartige an diesem Schulprojekt ist aber, dass die Kinder täglich kostenlos ein warmes Mittagessen bekommen – und mehr noch, sie dürfen auch ihren Eltern etwas mitnehmen. Diesem Konzept ist es zu verdanken, dass die Eltern ihre Kinder überhaupt zur Schule lassen, anstatt sie zum Arbeiten zu schicken.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Armut in den Städten weit aus größer ist, als auf dem Land, da die Menschen dort zumindest die Möglichkeit haben, ihr eigenes Gemüse/Obst anzubauen. Auch diese Reise hat mich beeindruckt und ich habe viel gelernt und gesehen.