Erfahrungsbericht Trichy 2018

von Julia Zehe

Nach einer kurzen Nacht im Zug von Chennai nach Trichy kam ich am frühen Morgen des 05.03. zusammen mit einem Freund am Bahnhof in Trichy an, wo wir von Sr. Rosy freudig in Empfang genommen wurden. Wir fuhren mit dem Auto zur Unterkunft, in der Sr. Rosy und die Kinder leben und wurden bei unserer Ankunft zunächst neugierig aber herzlich beäugt. Nach kurzem Ausruhen hieß es dann zunächst: Kinder kennenlernen – was trotz mangelnder Sprachkenntnisse auf beiden Seiten mit Hand und Fuß (oder eher mit einem Lächeln im Gesicht und ein paar Blödeleien) aber wie von selbst ging. Das Eis war schnell gebrochen.

Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zum berühmten Rock-Fort, von dem man einen wundervollen Blick über die gesamte Stadt Tiruchirappalli hat. Nach einem leckeren Essen in der Stadt ging es am Abend schließlich zu den Kindern in der Slumschule. Diese waren sichtlich erfreut über unsere Ankunft und mindestens ebenso gut vorbereitet, denn wir wurden mit einstudierten Tänzen und Gesängen regelrecht überflutet. Das Wissen, dass diesen Kindern durch die Arbeit der Menschen vor Ort und das Team von Hand des Menschen die Chance auf eine bessere Zukunft gegeben werden kann, war in diesem Moment ein unbeschreibliches Gefühl. Und das Lachen, die Freude und die Dankbarkeit der Kinder fast noch mehr…

Nachdem ich noch am ersten Abend mit meinen kleinen, krabbelnden Zimmermitbewohnern einen Friedenspakt über die nächsten Tage geschlossen hatte, wurde ich am folgenden Morgen durch das Klopfen zweier Kinder frühmorgens geweckt. Sie hatten es sich nicht nehmen lassen, extra früher aufzustehen um mir einen Eimer mit heißem Wasser vor die Tür zu stellen, damit die Gäste des Hauses nicht kalt duschen mussten. Letzteres ist für die Kinder selbst (leider) normalerweise ganz normal. Da Sr. Rosy uns unbedingt ihre Heimatstadt zeigen wollte, stand an diesem Tag eine mehrstündige Busfahrt ins heiße Madurai (und zurück) auf dem Plan. Der Fahrtwind durch die offenen Gitterfenster machte die Hitze im Bus zwar etwas erträglicher, aber durch den permanent starken Zug lernt man den „Luxus“ einer Busfahrt in der Heimat hier erst so richtig zu schätzen.

Am Abend saßen wir mit den Kindern zusammen, die ihre Hausaufgaben erledigten oder fröhlich malten, bastelten und spielten. Bevor wir alle todmüde ins Bett fielen, wollten die Kleinen uns aber unbedingt noch ihre Tanzkünste vorführen – und Sr. Rosy tanzte natürlich ausgelassen mit! Alle hatten sichtlich Spaß, besonders die Kinder, als sie auch uns schließlich dazu brachten, unsere (zugegebenermaßen weitaus geringeren) Tanzkünste ebenfalls zum Besten zu geben... Zumindest konnten wir damit zur allgemeinen Erheiterung beitragen :)

Am Abend des 07.03. hieß es leider schon wieder Abschied nehmen, allerdings stand uns vorher noch ein straffes Programm bevor. Wir fuhren mit Sr. Rosy zu einer vorgezogenen „Women’s Day Celebration“ zu ihren Ordensschwestern in einem Krankenhaus, wo wir uns einen Vortrag über – irgendetwas, das wir zwecks fehlender Tamil-Kenntnisse leider nicht verstanden – anhören durften. Die anwesenden Schülerinnen hatten jedenfalls ihre Freude an der Veranstaltung, und wir konnten bei einem anschließenden Gespräch beim Mittagessen mit zwei Schwestern interessante Eindrücke in die Thematik und die dortige Arbeit erhalten.

Zurück in der Unterkunft der Kinder begannen wir langsam, Abschied zu nehmen. Nach einem herzlichen Abschiedsgespräch bei einer Tasse Tee mit Sr. Rosy und ihrem Mitarbeiter warteten die Kinder bereits auf uns und ließen uns nicht ohne eine abschließende Fotosession passieren... Wir wurden mindestens genauso herzlich verabschiedet, wie wir aufgenommen wurden und nicht nur wir waren sichtlich traurig, diese familiäre Atmosphäre nun schon verlassen zu müssen. Bereits nach so kurzer Zeit sind uns die Kinder, Sr. Rosy und die so wichtige Arbeit in den Projekten in der Unterkunft und den Slumschulen sehr ans Herz gewachsen. Mit dem Wissen, hier an der richtigen Stelle etwas bewirken zu können, hieß es für uns also mit einem lachenden und einem weinenden Auge nun: Tschüss Trichy, hallo Thrissur – wo uns die liebevolle, familiäre Atmosphäre der Inder aber mehr als erhalten bleiben sollte.